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Weihrauch

Der Begriff Weihrauch (von althochdeutsch wîhrouch: „heiliges Räucherwerk“; zu wîhen: „heiligen“, „weihen“) bezeichnet zum Räuchern verwendete Harze (Olibanum) sowie die Pflanzenarten, aus denen diese Harze gewonnen werden (auch Weihrauchbaum, Weihrauchpflanze), und schließlich den Rauch selbst.

Im Altertum waren Medizin und Religion eng verbunden. Spuren davon sind noch heute in der Sprache zu finden: Wenn etwas heilt, dann ist es heil-ig. Erste Hinweise auf die Verwendung von Weihrauch finden sich in dreieinhalbtausend Jahre alten Texten aus dem Niltal. Die Ägypter nutzten Weihrauch für den guten Geruch der Luft, für Salben und zur Wundbehandlung. Vor dreitausend Jahren gab es bereits feste Handelswege, die Weihrauchstraßen, die das kostbare Harz einerseits aus Somalia und Äthiopien, andererseits aus Indien und den Ländern am Roten Meer nach Ägypten und Mesopotamien brachten. Auch das spätere römische Imperium war ein großer Abnehmer von Weihrauch. Hippokrates und andere griechisch-römische Ärzte setzten Weihrauch zur Wundreinigung, gegen Krankheiten der Atemwege und bei Verdauungsproblemen ein. Über die Wirkungsmechanismen war nichts bekannt, aber die praktischen Erfolge waren wohl zahlreich genug, dass das teure Mittel auch noch im Mittelalter als Medizin eingesetzt wurde, so auch von Hildegard von Bingen.

Erst die Entwicklung bei den Arzneistoffen in den Klassen der Antibiotika und Kortikoide ließ Weihrauch als Heilmittel in Vergessenheit geraten. So wird es nur noch als Duftquelle bei religiösen Zeremonien, besonders in der russisch-orthodoxen Kirche benutzt. Im Zusammenhang mit der Rückbesinnung auf Naturheilmittel gewinnt es seine Bedeutung wieder und Medizin und Naturheilkunde ergänzen sich. Moderne Labormethoden erwiesen die Heilwirkung von Weihrauch. 1991 fanden der Tübinger Pharmakologe Hermann Ammon und seine Mitarbeiter in dem Harz den entzündungshemmenden Wirkstoff Acetyl-11-keto-b-Boswellia-Säure (AKBA). Entzündungen sind ein Selbstheilungsvorgang im Körper bei Verletzungen und inneren Schädigungen. Dringen Bakterien, Viren oder andere Parasiten ein, wehrt sich das Immunsystem. Zuerst weiten sich die Blutgefäße, um mehr Blut zu der gefährdeten Stelle vorzulassen – äußerlich durch die Rötung und das Anschwellen der betroffenen Körperpartie sichtbar. Danach dringen Immunzellen, die Leukozyten, in das gefährdete Gebiet vor und vernichten die körperfremden Eindringlinge. Der Abwehrkampf verursacht Schmerzen und gelegentlich Fieber, aber führt eigentlich zur Heilung. Bei einer Reihe von Krankheiten wird der Entzündungsprozess aber chronisch, etwa bei Allergien als Autoimmunerkrankung oder bei Rheuma und Arthritis. Acetyl-11-keto-b-Boswellia-Säure greift in den Entzündungsprozess ein, indem es vermutlich die Leukotrienbiosynthese reduziert.[1]

Traditionelle afrikanische Medizin

Die Swahili verwendeten Weihrauch gegen zu geringe Harnausscheidung. In Ostafrika wurde Weihrauch traditionell gegen Krankheiten wie Syphilis, Bilharziose und Magenleiden eingesetzt. Die Wirksamkeit ist nicht belegt, die Art der Anwendung und die Dosierung sind nicht bekannt.[2]

Traditionelle orientalische Heilkunde

In der traditionellen orientalischen Heilkunde, beispielsweise im Kanon der Medizin, der „Qanun al-Tibbvom“ des persischen „Hakim“ Avicenna, welcher in der Region dort heute unter dem Namen „Abu Ali Senna“ bekannt ist, wird die innere Anwendung von Weihrauchharzperlen (Boswellia serrata, Boswellia sacra) zur „Stärkung des Geistes und des Verstandes“ empfohlen. Ergebnisse einer Studie, die eine außerhalb des Orients bislang unbekannte Wirkung in Form einer Steigerung der Lern- und Gedächtnisleistung in Tierversuchen nahelegen, sind zwar auf einem Kongress vorgestellt worden[3], haben Medienecho hervorgerufen[4] und werden zur Vermarktung von Weihrauchpräparaten bemüht, sind aber bislang nicht in einer wissenschaftlichen Publikation außerhalb des Irans[5] veröffentlicht worden.

Klassische europäische Naturheilkunde

In der klassischen europäischen Naturheilkunde wurde der Weihrauch hauptsächlich zur Linderung von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. So war Weihrauch noch 1850 zur inneren und äußeren und 1870 lediglich zur äußeren Anwendung in pharmakologischen Büchern zu finden. Nach 1875 geriet der Weihrauch durch chemisch definierte Medikamente in Vergessenheit.

Moderne Medizin

Derzeit werden bezüglich des Wirkstoffgehaltes standardisierte Präparate des indischen Weihrauchs als alternative Heilmittel bei chronisch entzündlichen Erkrankungen, wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Polyarthritis untersucht.[6] Erste klinische Studienergebnisse lassen eine Wirksamkeit von Weihrauchpräparaten bei Morbus Crohn vermuten.[7] Zu Therapieversuchen bei Colitis ulcerosa, Asthma bronchiale und rheumatoider Arthritis liegen bislang nur Einzelfallberichte und Pilotstudien vor, aus denen sich keine ausreichend sicheren Wirksamkeitsnachweise ableiten lassen. Ebenso sind die Langzeitwirkungen und -nebenwirkungen der Einnahme von Weihrauch noch nicht untersucht. Darüber hinaus konnten für Boswelliasäuren in vitro antiproliferative Effekte auf verschiedene Tumorzelllinien (z.B. Melanome, Glioblastome, Leberkarzinome) gezeigt werden, die auf einer Induktion von Apoptose beruhen. Eine positive Wirkung von Weihrauchpräparaten auf das Begleitödem von Hirntumoren ist zwar in kleineren klinischen Studien beschrieben worden; die Ergebnisse sind aufgrund methodischer Mängel jedoch umstritten.[8] Als Hauptwirkstoff werden die im indischen Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren angesehen.

Siehe auch: Weihrauchpräparat

Gesundheitliche Risiken

Weihrauch enthält (genauso wie Tabakrauch) den krebserregenden Stoff Benzo[a]pyren. Eine taiwanische Studie fand in einem Tempel in Tainan eine Benzo[a]pyren-Konzentration, die 40-mal so hoch war wie in tabak-verrauchten Wohnungen.[9] In taiwanesischen Tempeln wird Weihrauch jedoch deutlich intensiver eingesetzt als in katholischen Kirchen in Europa. Zum dortigen Gesundheitsrisiko liegen offenbar noch keine Studien vor. Eine dem Passivrauchen vergleichbare Gefährdung erscheint aufgrund der Zusammensetzung des Rauches aber plausibel. In einer Studie[10] wurde die Feinstaubbelastung in einer bayerischen Kirche gemessen; sie entsprach der Belastung einer vielbefahrenen Straße oder einer verrauchten Kneipe.

Psychoaktive Inhaltsstoffe

Incensol, ein weiterer Inhaltsstoff des Weihrauchharzes und im Weihrauch zu im Schnitt 2,7%[11] enthalten, zeigte im Tiermodell Effekte, die einer angstlösenden und antidepressiven Wirkung ähnlich waren.[12] Incensol ist ein wirkungsvoller Agonist des Transient receptor potential vanilloid-3-Kanals (TRPV3), eines Ionenkanals, der in der Haut an der Wahrnehmung von Wärmereizen beteiligt ist. TRPV3-mRNA wurde in Neuronen des Gehirns gefunden, jedoch ist bislang unklar, welche Rolle TRPV3-Kanäle dort spielen. Eine antidepressive Wirkung des Incensols im menschlichen Gehirn wurde bislang nicht nachgewiesen.

Die Hypothese, dass bei Verbrennung von Weihrauch das bewusstseinsverändernde Tetrahydrocannabinol entstehe, konnte bislang nicht bestätigt werden.[13]
Quelle: wikipedia

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